Faire Lieferketten, Armutsbekämpfung, mehr Umweltschutz: Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltungen und Aktionen waren die Globalen Nachhaltigkeitsziele. Die Zahl der Teilnehmenden war höher als je zuvor.
Mehr als 1800 Veranstaltungen fanden anlässlich der Aktionstage Nachhaltigkeit des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) vom 30. Mai bis 5. Juni bundesweit statt. Das waren rund 50 Prozent mehr als im Vorjahr. „Alle Menschen waren eingeladen, sich mit einer Aktion zu beteiligen, die das Thema Nachhaltigkeit adressiert“, sagt Stephanie Adler, wissenschaftliche Referentin beim RNE. Die Palette an Angeboten reichte von Ausstellungen zum Mitmachen oder Fachvorträgen bis hin zu Kochveranstaltungen, Handy-Sammelaktionen, Fotowettbewerben, müllfreien Tagen oder Aktionen für mehr biologische Vielfalt in Gärten und Parks.
Adler erklärt den hohen Zulauf unter anderem damit, dass viele Monate vor den Aktionstagen über die Teilnahmemöglichkeiten informiert wurde. Zudem werde immer mehr Menschen bewusst: Nachhaltigkeit geht alle an. Schwerpunkt in diesem Jahr waren die Globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Besonders viele Aktionen gab es zu den Themen nachhaltiger Konsum und verantwortungsvolle Produktionsmuster, aber auch zur Armutsbekämpfung und für ein Ende des Hungers in der Welt.
Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Berlin weit vorn
Vorreiter bei den Aktionen ist wie im vergangenen Jahr Baden-Württemberg. Nordrhein-Westfalen und Berlin folgten. In Baden-Württemberg gab es mit Abstand die meisten Veranstaltungen, an denen sich viele Privatleute beteiligten. So setzten etwa verschiedene Gasthäuser im Allgäu oder auf der Schwäbischen Alb ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung. Während der Nachhaltigkeitstage boten sie ihren Gästensogenannte HeldeN!-Boxen für die Menüreste an. Biobauern oder Marktverkäufer machten ihre Kunden auf die Verwendung von Papiertüten aufmerksam. Sie müssen nicht einfach im Restmüll laden, sondern können für den Bioabfall verwendet werden.
Warum liegt Baden-Württemberg in Sachen Nachhaltigkeit so weit vorn? Bereits seit mehreren Jahren veranstaltet das Bundesland eigene Nachhaltigkeitstage. Darüber hinaus wurden im Rahmen einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie vielfältige Aktionen initiiert. Hinzu kommt: Freiburg im Süden des Landes ist eine der Hochburgen für innovative Öko- und Sozialprojekte in Deutschland.
Deutschland ist EU-Spitze bei Nachhaltigkeit
Seit 2012 gibt es die Aktionstage. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hatte sie anlässlich des UN-Gipfels über nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro ins Leben gerufen, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass nicht nur Staats- und Regierungschefs nachhaltig handeln und entscheiden können, sondern jeder und jede. Das Treffen, auch bekannt unter dem Namen Rio+ 20, gilt als wegweisend für ein Bekenntnis zu mehr Umweltschutz und den verstärkten Kampf gegen Armut.
Bereits zum zweiten Mal waren die deutschen Aktionstage Teil der Europäischen Nachhaltigkeitswoche. Im EU-Vergleich steht Deutschland mit der Anzahl der Aktionen an erster Stelle. Frankreich zieht mit mehr als 1.500 Angeboten nach. Auch in Österreich spielt das Thema eine große Rolle. Die Bürger beteiligten sich dort an mehr als 400 Veranstaltungen.
Auch der Rat für Nachhaltige Entwicklung machte bei den Aktionstagen mit. Der RNEforderte die Abgeordneten des Bundestags auf, aktiv die 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen umzusetzen.
Mit einem Foto setzten die Parlamentarier ein Zeichen für das Nachhaltigkeitsziel, für das sie sich in ihrem Wahlkreis besonders stark machen möchten. Die Globalen Nachhaltigkeitsziele und deren Umsetzung prägen maßgeblich die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie.
Unterschiedlichste Akteure einbinden
Stephanie Adler aus der Geschäftsstelle des Nachhaltigkeitsrates hofft, dass die Aktionstage künftig noch größere Kreise ziehen: „Wir müssen auch die erreichen, die bisher noch nicht viel mit dem Thema Nachhaltigkeit zu tun haben. Alle müssen an einem Strang ziehen.“ Es sind nicht nur die Behörden, politische Einrichtungen, Umweltschützer oder Menschen, die sich für nachhaltige Entwicklung einsetzen, sondern auch Unternehmen gehören dazu.
Künftig sollen noch viele weitere Akteure und Netzwerke in die Aktionstage eingebunden und deren Aktivitäten automatisch integriert werden. Ein Beispiel sind die Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau, die sich selbst unter dem Motto „Bio live erleben!“ mit vielfältigen Aktionen engagieren. Auch der Europäische Tag des Fahrrads am 3. Juni bietet sich für einen Zusammenschluss an. Je konkreter der Anlass, desto leichter sei es für die Menschen, sich über mehr Nachhaltigkeit bewusst zu werden. „Es muss noch mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden“, sagt Adler.
Dass das Thema noch nicht bei allen angekommen ist, zeigt letztlich auch eine GFK-Studie. Die Wissenschaftler kommen darin zu dem Schluss, dass etwa jeder zweite in Deutschland noch kein nachhaltiges Konsumbewusstsein hat. Die Aktionstage sind ein Weg, um diesen Umstand zu ändern.