Worum geht es?
In Deutschland werden jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, der überwiegende Teil davon in Privathaushalten. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass gerade Singles besondere Probleme haben, eingekaufte Lebensmittel komplett aufzubrauchen. In Bad Kreuznach, einer Stadt mit ungefähr 51.000 Einwohner*innen, leben 38 % (also mehr als 19.000 Menschen) in Single-Haushalten. Die meisten Mahlzeiten nehmen Singles alleine ein. Aber erst in Gesellschaft bringt Essen wahre Freude! Laut einer Umfrage empfinden 34 % der Singles alleine kochen und essen als unangenehm. Wir möchten Nahrungsmittelverschwendung verringern und in Gemeinschaft aus Lebensmittelresten wohlschmeckenden Mahlzeiten zubereiten. Bei unserem FreutagsTisch bringen wir Menschen zum Kochen zusammen und bieten dabei kreative Aktionen an. Beispiele dafür sind Bewegung, Tanz, kreatives Gestalten und Dankbarkeits-Rituale.
Wie wird ein FreutagsTisch ablaufen?
Jeweils an einem Freitag pro Monat werden Lebensmittel, die „übrig“ sind eingesammelt. Vor Ort werden verschiedene Teams gebildet. Ein „Küchenteam“ (mit einer professionellen Leitung) bereitet eine leckere Mahlzeit zu. Das „Dekoteam“ kümmert sich um die festliche Gestaltung der Räumlichkeiten. Die „Kunstgruppe“ begegnet dem Thema „Esskultur und Nachhaltigkeit“ kreativ. Mit einem Ritual zur Danksagung und Wertschätzung des Essens wird die Mahlzeit eröffnet. Es werden mehrere einfache Gänge serviert. Zwischendurch werden die kreativen Ideen präsentiert. Das gemeinsame Essen wird mit einem Danksagungs-Ritual beendet. Anschließend wird zu leichten Bewegungen eingeladen, die schließlich in einen freien Tanz übergehen.
Lebensmittel einsparen: Woher kommen die Lebensmittel, die wir zusammen verarbeiten?
Alleinlebende werden dazu aufgefordert ihre übrig gebliebenen Lebensmittel mitzubringen und zu teilen. Auch Hobbygärtner, die ihre Ernte nicht alleine aufessen können, werden angesprochen, bei unserer Aktion mitzumachen. Des Weiteren werden wir auf dem Kreuznacher Wochenmarkt (freitags), in regionalen Läden, den Direktvermarktungsstellen in Bad Kreuznach und Umgebung, nach unverkäuflichen bzw. reduzierten Resten fragen. Selbst gesammeltes Wild-Gemüse oder Kräuter werden als Spende ebenfalls gerne genommen.
Aus der Vereinsamung in die Gemeinschaft: Warum Bewegung?
Das gemeinsame Agieren in Gruppen schafft Kommunikation. Vorwiegend ist es ein Austausch mit Worten. Eine andere Kommunikation entsteht ohne Worte, in dem wir unsere Körper in Bewegung bringen. Durch Bewegung kommen wir in Kontakt mit uns selbst und mit anderen. Es macht uns offener, achtsamer und wir erleben ein unbeschwertes Miteinander. Gemeinsame Bewegung fördert das Wohlbefinden, ähnlich wie leckere Speisen. Sybille Kunkler ist erfahrene nebenberufliche Tanzlehrerin. Sie wird der Gruppe einfache und leicht verständliche Impulse geben und sie damit in Bewegung bringen. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Am Angebot können alle Altersstufen teilnehmen.
Was sind unsere Ziele?
Innerhalb des Projektes soll Nahrungsmittelverschwendung debattiert und gelernt werden, Lebensmittelreste wertschätzen, indem die Teilnehmenden sie für ein gemeinsames Essen verarbeiten. Bei der anschließenden Mahlzeit soll das Zusammensein genossen werden. Künstler*innen sollen während des Projektes unseren Zielen Ausdruck verleihen und das Zusammensein noch angenehmer machen und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Wir schaffen so eine Aktion gegen Vereinsamung und für Gemeinschaft!
Wozu ein künstlerisches Angebot schaffen?
Künstler*innen wird ein Raum geschaffen, ihre kreativen Angebote zu zeigen und andere teilhaben zu lassen. Rüdiger Steiner ist Bildhauer und schafft seit vielen Jahren künstlerische Begegnungsräume durch Material. In der Berührung mit Kunst beim FreutagsTisch kommen die Menschen über neues, haptisches Erleben in Austausch und Kommunikation über Kunst. Durch den bewussten gestalterischen Umgang mit dem kreativen Material und das gemeinsame Schaffen sensibilisieren wir die Menschen für das Kern-Thema „Nachhaltigkeit & Esskultur“. Somit ist der FreutagsTisch auch ein Multiplikator GEGEN Vereinsamung und FÜR neue kreative Gemeinschaften.
Wer ist die Zielgruppe?
Alleinlebende im aller weitesten Sinne, darunter fallen z.B. Alleinerziehende, Arbeitsmigranten, Flüchtlinge, alte und junge Menschen.
In welchem Rahmen wollen wir unser Projekt durchführen?
Die Veranstaltung soll jeweils 4 bis 5 Stunden dauern und monatlich stattfinden. 20-30 Personen werden etwa pro Termin erwartet. Nach Ende der Projektlaufzeit soll das Format weitergeführt werden. Eine Teilnahme erfolgt auf Spendenbasis. Aus möglichen finanziellen Überschüssen soll ein Grundstock für Veranstaltungen nach Projektende aufgebaut werden.
Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
Generation 70+,
Kinder/Jugendliche,
Migranten,
regionale Akteure
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
Nach erfolgreicher Durchführung des Projektes wird eine Art „Werkzeugkoffer“ erstellt, um eine Wiederholung der Veranstaltungen durch andere Organisator*innen zu ermöglichen. Die Materialien, die Ablauf und Organisation zusammenfassen, werden auf einer Website veröffentlicht. Interessierte beraten wir gerne und unterstützen sie bei der Umsetzung. Das Projekt kann so in weiteren Regionen erfolgreich stattfinden. Zu bestimmten Gelegenheiten können auch einzelne Veranstaltungen von den Antragstellenden in anderen Städten angeboten werden. So können Wirkungskreise vergrößert werden.
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Bei dem Veranstaltungsformat FreutagsTisch die Elemente Essen, Bewegung, Spiritualität, Kreativität und Kunst zu kombinieren, ist innovativ: Kunst als erfahrbare Begegnung, Tanz, Feiern und sinnlicher Genuss werden zusammen erlebbar gemacht. Essen als grundlegendes Bedürfnis der Menschen wird in Szene gesetzt durch die besondere Art des Zustandekommens der Mahlzeit in Kombination mit kulturellen und künstlerischen Ausdrucksformen.
Essen gehen mit Freunden oder der Besuch von kulturellen Veranstaltungen sind oft mit hohen Kosten verbunden. In diesem Projekt wird Essen mit Kultur nicht nur verbunden, sondern auch das Live-Erleben von künstlerischen Beiträgen der Beteiligten zum Selbstkostenpreis ermöglicht. Essen zubereiten bzw. Kultur erleben wird nicht delegiert, bezahlt und konsumiert, sondern gemeinsam hergestellt. Das fördert das Selbstbewusstsein, Zugehörigkeitsgefühl und das eigene Wohlbefinden.
Wer sind wir?
Die Hans und Ilse Staab-Stiftung begleitet Menschen in Notlagen, leistet Hilfe zur Selbsthilfe, ermutigt zur Mitmenschlichkeit und zu sozialem Handeln. Gegründet wurde die Stiftung von dem Bad Kreuznacher Ehrenbürger Hans Staab und seiner Frau Ilse mit Hilfe ihres Privatvermögens. Die Stiftung leistet dort konkrete Unterstützung, wo die persönlichen Mittel nicht reichen und Sozialleistungen des Staates und der Versicherungsträger nicht mehr greifen. Dabei gilt stets der Grundsatz, dass Empfänger sich selbst aktiv bemühen müssen, die Notlage zu überwinden. Eine Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen ist dabei ein zentraler Punkt. Die Hans und Ilse Staab-Stiftung ist eingetragen im Stiftungsverzeichnis Rheinland-Pfalz. Als Auszeichnung und Würdigung ihres Engagements wurde der Stiftung ein Ehrenamtspreis verliehen.
Laufzeit der Förderung
12 Monate
Höhe der Förderung
20 200,00 EUR