Worum geht es?
Kann die Kunst nachhaltige Baukultur erforschen und erfahrbar machen? Kann die Kunst den ursprünglichen Zweck einer alten Bausubstanz transformieren und die Geschichte des Gebäudes mit der Zukunft verbinden? Kann die Kunst Energie erzeugen und ein Sinnbild für eine kulturelle und nachhaltige Transformation liefern? Ja, sie kann!
Performance Electrics gGmbH wandelt ein ehemaliges Kohlekraftwerk in Luckenwalde (Brandenburg) in ein Zentrum für Kunststrom um. Damit wird ein innovatives Modellprojekt für eine nachhaltige Baukultur und Energieversorgung geschaffen. Zusammen mit Architekt*innen, Ingenieur*innen, Zeitzeug*innen und Künstler*innen wird die alte Kraftwerks Infrastruktur mit einer hochmodernen Pyrolyse-Anlage verbunden. Dabei werden technische, künstlerische, baukulturelle und geschichtliche Aspekte beachtet. Durch diesen künstlerischen Prozess und der Technologie der Kraft-Wärme-Koppelung mit Holzvergasung wird eine CO2-neutrale Gewinnung von Wärme und Kunststrom, also Strom, der mit und durch Kunst entsteht, ermöglicht.
Hierfür sind Veranstaltungsräume, Ateliers, Studios und Gemeinschaftswerkstätten sowie Unterbringungsmöglichkeiten von Nöten. Diese werden mit Künstlern, Materialforschern, Architekten und Designern entworfen und in die bestehende Bausubstanz integriert. Die Grundidee ist es, ein Spritzverfahren zu entwickeln, mittels dessen natürliche bzw. regenerative Materialien zu skulpturalen Schalenbauten verarbeitet werden können. Diese so entstehenden „Nachtspeichermodule“ werden im Pop-Up Verfahren an die architektonische und infrastrukturelle Gegebenheit vor Ort andocken. Im Anschluss an seine Nutzung lassen sich diese individuellen Lebens- und Arbeitsräume ohne Rückstände wieder verwerten, um an anderer Stelle nutzbar gemacht oder vollständig und restlos entsorgt zu werden. Hier schließt sich der Kreis zur Energiegewinnung durch eine Pyrolyse-Anlage, denn die natürlichen bzw. regenerativen Materialien sollen nach ersten vielversprechenden Versuchen aus Faserwerkstoffen, wie Fichtennadeln, Hanffaser oder Holzhackschnitzel in Kombination mit biologischen Bindemitteln (wie Lignin) hergestellt werden. Dies würde neben der Wiederverwertung, der Kompostierung auch zur Energiegewinnung im Zentrum für Kunststrom nutzbar sein.
Das Zentrum für Kunststrom nimmt so Gestalt an und wo früher die Schornsteine qualmten, setzt nun die Kunst Energie frei. Das Zentrum für Kunststrom wird zu einem Sinnbild der gesellschaftlichen Transformation, wo nachhaltiges Bauen und der Themenkomplex der Energiewende poetisch erfahrbar werden: Ein lebendiges Denkmal für unsere Zukunft.
Was sind unsere Ziele?
Unser Ziel ist es, 2019 das ehemalige Kohlekraftwerk in ein Zentrum für Kunststrom zu transformieren. Dies lässt sich an folgenden Indikatoren messen:
• Produzierter Kunststrom (in kWh) für den eigenen Verbrauch (Atelier, Werkstätten, etc.) oder für das Stromnetz
• Anzahl gebauter Nachtspeichermodule: Während der Projektlaufzeit sollen 5 Prototypen mit unterschiedlichen Materialien gebaut werden. Dabei steht die Materialforschung und Verarbeitung sowie der gesamte Lebenszyklus im Vordergrund
• Kreative Energien: Das Zentrum für Kunststrom bietet Raum und Ressourcen, wie z.B. Energie, für Künstler’*innen, Kreative und Forschende. Am Ende der Projektlaufzeit sollen 15 Personen aus unterschiedlichen Disziplinen dauerhaft im Zentrum für Kunststrom arbeiten.
• Das Zentrum für Kunststrom soll ein Sinnbild für kulturelle Transformation sein, welche das Arbeiten, das Wohnen, die Produktion und den Verbrauch von Energie neu denkt. Nach unserer Erfahrung lässt sich dies nicht direkt messen, trotzdem wissen wir, dass wir mit unseren Kunststromprojekten Bilder erzeugen, Reflektionen anstoßen und gesellschaftliche Veränderung ermöglichen. Deshalb möchten wir die mediale Reichweite des Zentrums für Kunststrom messen. In der Projektlaufzeit möchten wir mindestens 20 Berichte über uns (Zeitung, Fernsehen, Radio und Digitale Medien) anstoßen.
Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
Kinder/Jugendliche,
Medien,
regionale Akteure
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
Das Areal wurde von Performance Electrics gGmbH langfristig gepachtet, auch Dank der Unterstützung unseres großen Netzwerks und der lokalen Politik. Ziel ist es, einen nachhaltigen und dauerhaften Ort der kulturellen Teilhabe und Produktion in Luckenwalde zu etablieren.
Die hier beantragte Förderung macht dies möglich. In allen Schritten der Transformation, achten wir darauf, die Menschen vor Ort mit einzubeziehen und z.B. Zeitzeugen, die sich mit der alten Infrastruktur und Technik auskennen, mit einzubeziehen. Darüber hinaus wird schon 2018 ein erster Workshop mit Studierenden der UdK Berlin (Universität der Künste) zum Thema Energie & Architektur stattfinden. Mit weiteren Kooperationspartnern sind wir im Gespräch, wie z.B. mit der Studienstiftung des deutschen Volkes, der Innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft, dem Verein Cradle to Cradle e.V. Berlin, dem Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung und der FUTURZWEI – Stiftung für Zukunftsfähigkeit.
Besonders freuen wir uns, dass wir Harald Welzer als Redner für unsere Eröffnung im Frühjahr 2019 gewinnen konnten. Im Weiteren planen wir mit diversen Schulen und Weiterbildungszentren in der Region verschiedene Workshops in denen Kunststrom Skulpturen gebaut werden, welche zusätzliche Energie in das Zentrum für Kunststrom liefern. Hier wird Nachhaltigkeit, Ästhetik und Technik (Solar) verbunden und eigenes Handeln erfahrbar.
Der Beginn des Projektes markiert eine Performance und mediale Strategie, die eine Wiederinbetriebnahme des Kohlekraftwerks inszeniert. Dies schafft Aufmerksamkeit, Verunsicherung, Aufregung und Fragen. Dies ist dann die Grundlage für einen Diskussionsraum zur Herausforderung der Energiewende / Bauwende und der Transformation hin zu einer CO2-neutralen Baukultur.
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Performance Electrics gGmbH ist ein künstlerisches Unternehmen zur Stromanbietung. Wir bringen unterschiedliche Disziplinen zusammen und bewahren doch unseren eigenen Blick auf die Dinge. Nachhaltigkeit ist oft ein sehr technokratisches und auf Effizienz ausgerichtetes Unterfangen. Kunststrom und das Kunststrom Kraftwerk spielen mit den Themen der Nachhaltigkeit, der Kunst und der Herausforderung der Energiewende und schaffen es dadurch, alltägliche Muster zu durchbrechen und neue Denkansätze zu ermöglichen.
Im klassischen Sinn ist das Zentrum für Kunststrom eine Nachnutzung einer alten Bausubstanz. Innovativ ist aber erst das Aufgreifen des Ursprungszwecks der Bausubstanz (Energieproduktion) und der Anspruch, diesen wieder zu erfüllen, allerdings nachhaltig (durch CO2-neutrale Kunststrom Produktion) und durch die Freisetzung von kreativen Energien, welche für unbekannte Herausforderungen von Morgen immer wichtiger werden.
Hierfür ist ein ganzheitliches Denken, welches Energie und Raum als integralen Teil einer nachhaltigen Baukultur versteht, von größter Bedeutung. Das Forschungsprojekt „Nachtspeichermodule“ widmet sich deshalb nachhaltigen Materialien und künstlerischen Bauformen, um skulpturale und funktionale (Arbeiten und Wohnen) zu entwickeln und zu erproben. Auch hier ist unser Ansatz die Vernetzung und das gemeinsame Arbeiten von Künstler*innen, Architekt*innen, Materialforscher*innen und Ingenieuren. Das Potenzial liegt hier in einer nachhaltigen und temporären, den wechselnden Bedürfnissen angepassten Baukultur.
Wer sind wir?
Die Performance Electrics gGmbH ist ein Kunstprojekt und ein gemeinnütziger Stromanbieter zur Produktion und Distribution von Kunststrom – Strom, der auf vielfältige, kreative Art durch und mit Kunst produziert wird. 2012 von dem Künstler Pablo Wendel gegründet und mittlerweile ein ganzes Team, gewinnt Performance Electrics den Kunststrom aus Installationen, Skulpturen und temporären Aktionen im öffentlichen Raum.
Das Wechselspiel zwischen Kunstprojekt und Stromanbieter ist das strukturelle Alleinstellungsmerkmal von Performance Electrics. Durch Einbezug von Partner*innen aus unterschiedlichen Disziplinen entsteht eine Zentrale der Verschmelzung von Arbeitsbereichen, die aus den Feldern der Forschung und Bildung, Umwelt und Energie, sowie der Kunst und Kultur stammen. Im Fokus stehen die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Energiesektor unter dem Gedanken der Nachhaltigkeit.
Laufzeit der Förderung
10 Monate
Höhe der Förderung
47 547,80 EUR