Alte Hasen und junges Gemüse – generationsübergreifendes Ackern mit der GemüseAckerdemie im ländlichen Raum

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Land schreibt Zukunft

Ackerdemia e.V.

14482 Potsdam, Brandenburg

www.gemueseackerdemie.de

Das Bildungsprogramm GemüseAckerdemie stärkt die Wertschätzung von Lebensmitteln. Durch die Einbindung von Senior*innen als Mentor*innen an Lernorten im ländlichen Raum wird der Acker zum Ort für Begegnung & Austausch - Für eine Gesellschaft, die weiß, was sie is(s)t!

Worum geht es?
Im Rahmen des Projektes „Alte Hasen und junges Gemüse – generationsübergreifend ackern mit der GemüseAckerdemie im ländlichen Raum“ soll das Konzept des erfolgreichen Bildungsprogamms GemüseAckerdemie erweitert werden, um gezielt in ländlichen Räumen Begegnungen und Austausch zwischen Jung und Alt zu ermöglichen. Dadurch soll der soziale Zusammenhalt gefördert und das Interesse und Wissen bezüglich einer gesunden Lebensweise und einem ressourcenschonenden Umgang mit der Umwelt sowie die Wertschätzung von Lebensmitteln in der Gesellschaft gestärkt werden.

Aktuell werden in Deutschland ca. 30 % der Lebensmittel in Privathaushalten weggeschmissen und laut Ernährungsreport 2018 überproportional viel davon in Haushalten mit Kindern. Der Umgang mit frischen, naturbelassenen Lebensmitteln ist vielen fremd – ein Bezug zu Natur und Umwelt fehlt. In einer Studie zur Identifikation von Obst, Gemüse und Süßigkeiten konnten die 2- bis 10-jährigen Probanden nur knapp die Hälfte der auf Fotos präsentierten Gemüsesorten benennen (Kröller, Kröller & Warschburger, 2013). Dies betrifft gleichermaßen Kinder in Städten wie in ländlichen Regionen – denn auch dort ist aufgrund des landwirtschaftlichen Strukturwandels die Produktion von Lebensmitteln immer weniger erfahrbar.

Mit einer zunehmend industrialisierten Landwirtschaft verändert sich auch der ländliche Raum und seine Lebensbedingungen. Ebenso stellt der Bevölkerungsrückgang die ländlichen Regionen vor neue Herausforderungen, da insbesondere junge Menschen wegziehen.

Im Jahr 2018 haben bundesweit über 280 Schulen und Kitas das innovative theorie- und praxisbasierte Bildungsprogramm GemüseAckerdemie durchgeführt. Über 8.000 Kinder und Jugendliche haben das ganze Jahr auf ihrem eigenen Schul- bzw. Kita-Acker gepflanzt, geerntet, gemulcht und sich mit vielfältigen Themen rund um Gemüseanbau, gesunde Ernährung sowie globalen Zusammenhängen einer nachhaltigen Entwicklung beschäftigt. Die Lehrer*innen und Erzieher*innen wurden mit Fortbildungen, vielfältigen Bildungsmaterialien und praktischer Unterstützung in das Bildungsprogramm eingearbeitet mit dem Ziel, es langfristig selbstständig durchzuführen und in den individuellen Alltag ihrer Bildungseinrichtung zu integrieren.

Die daraus gewonnenen Erfahrungen möchten wir nutzen, um das Konzept weiterzuentwickeln und gezielt Bildungseinrichtungen im ländlichen Raum anzusprechen. Der Fokus der Konzepterweiterung soll dabei auf der Einbindung von Senior*innen liegen, die als AckerMentor*innen die Pädagog*innen bei der Umsetzung der GemüseAckerdemie unterstützen und den Kindern und Jugendlichen auf dem Acker zur Seite stehen. So ist der Acker nicht nur ein naturnaher Lernort, auf dem Wachstumsprozesse praktisch erfahrbar werden, sondern gleichzeitig Ort für generationsübergreifende Begegnungen und Austausch.

Dieser Begegnungsort ermöglicht es, nachbarschaftliche Strukturen im ländlichen Raum zu stärken und Kontakt zwischen Kindern, Familien und Senior*innen zu fördern. Dabei werden Vorurteile und Hürden zwischen den Generationen durch das gemeinschaftliche Ackern und Lernen abgebaut. Darüber hinaus ist der Wissensaustausch zwischen den Generationen besonders wertvoll. Neben praktischen Ackertipps können so auch regionale Besonderheiten, persönliche Erfahrungen wie auch berufsorientiertes Wissen weitergegeben werden. Neben Lehrer*innen, Erzieher*innen und der eigenen Familie lernen die Kinder und Jugendlichen ihre Ackermentor*innen als weitere Bezugsperson außerhalb ihrer gewohnten Umgebung kennen und erschließen sich dadurch neue Perspektiven. Durch Fortbildungen, Bildungsmaterialien (on- & offline) und den Austausch untereinander, wird ein Angebot des lebenslangen Lernens geschaffen und der Zugang zu digitalen Medien eröffnet. Die Tätigkeit als AckerMentor*in fördert für die Senior*innen einen geregelten Alltag, bietet soziale Kontakte und wirkt sich positiv auf die kognitiven Fähigkeiten und eine gesündere Ernährung aus.
Was sind unsere Ziele?
Hauptziel des Projektes ist das Erstellen eines Konzepts zur Einbindung von Senior*innen als ehrenamtliche AckerMentor*innen an GemüseAckerdemie-Lernorten im ländlichen Raum.

Geplante Projektschritte:

• Netzwerkanalyse und -aufbau der zielgruppenrelevanten Akteur*innen und Multiplikator*innen (regional und bundesweit), z. B. Seniorenverbände, Einrichtungen für gesundheitliche Vorsorge, Mehrgenerationshäuser, BAGSO, Deutsches Seniorenportal, Deutsche Senioren-Universitäten, Deutscher Landfrauenverband e. V., Wege aus der Einsamkeit e. V.

• Entwicklung einer zielgruppenspezifischen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zur Ansprache potentieller Senioren-Mentor*innen unter Einbindung von Netzwerkpartnern

• 2 zentrale Workshops mit Senior*innen, Netzwerkpartnern und Mitarbeiter*innen von Ackerdemia zur Bedarfsanalyse, Entwickelung und Erprobung von Ideen zur zielgruppengerechten Programmeinbindung von Senior*innen im ländlichen Raum (mit Expert*innen-Inputs, kreativen Methoden des Design-Thinkings und der Erprobung verschiedener digitaler Materialien)

• Ausarbeitung von konzeptionellen Anpassungen und weiterführenden Angeboten auf Grundlage der Workshop-Ergebnisse. Mögliche Themen sind die Einführung in die Arbeit mit digitalen Medien, Tipps zum generationsübergreifenden Lernen und/oder Austausch zum gesundheitsfördernden Verhalten bei der Gartenarbeit im Alter. Methodisch sind diverse Veranstaltungsformate denkbar (digital & analog)

• Pilotierende Umsetzung der GemüseAckerdemie an 5 Bildungseinrichtungen im ländlichen Raum mit je 1 bis 2 Senior*innen als AckerMentor*innen:
1) Auswahl und Vorgespräch mit den Bildungseinrichtungen
2) Senior*innen erhalten über das Ackerjahr verteilt 3 Fortbildungen (VorAckerzeit, Ackerzeit und NachAckerzeit) sowie Bildungsmaterialien für Schulen/Kitas
3) Senioren-Mentor*innen unterstützen die Pädagog*innen das ganze Ackerjahr über bei regelmäßigen Ackerstunden (ca. 2 Std./Wo), sind bei 3 Pflanzterminen involviert, erleben mit den Kindern und Jugendlichen den Wachstumsprozess von der Pflanzung bis zur Ernte und werfen mit ihnen gemeinsam einen Blick über den eigenen Ackerrand hinaus auf globale Zusammenhänge
4) Betreuung durch Regionalmanager*innen von Ackerdemia und zentrale Projektleitung
5) Regionale Vernetzung mit anderen AckerMentor*innen

• Fortlaufende Evaluierung der verschiedenen Projektschritte

• Nach erfolgreichem Projektverlauf ist mit dem neu erarbeiteten Konzept eine bundesweite Skalierung angedacht.

Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
Generation 70+,
Kinder/Jugendliche,
regionale Akteure,
Sonstige
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
Mit der Erweiterung unseres Bildungsprogramms GemüseAckerdemie ermöglichen wir generationsübergreifende Begegnungen und Austausch in ländlichen Regionen und binden bei der Konzeptionierung nicht nur die teilnehmenden Senior*innen sondern ebenso relevante Netzwerkpartner mit ein. So gehen wir die gesellschaftlichen Herausforderungen gemeinsam an und tragen dadurch zu einer Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und mehr Wertschätzung für Umwelt und Lebensmittel in der ländlichen Bevölkerung bei. Hierfür bauen wir bei der Konzeptentwicklung auf die positiven Erfahrungen aus dem Bildungsprogramm „GemüseAckerdemie“ auf.

Bereits jetzt sind an einigen ländlichen Standorten der GemüseAckerdemie Senior*innen als ehrenamtliche Mentor*innen eingebunden. Z.B. leiten an einer Grundschule in Werbig 3 Seniorinnen die wöchentlichen Ackerstunden als Garten-AG an. Darunter ist auch eine ehemalige Schulköchin, die Kenntnisse aus ihrem eigenen Gemüsegarten einbringt. Alle drei sind begeistert von der gemeinsamen Zeit mit den Kindern und von dem Gefühl, gebraucht zu werden. Sie selbst nennen sich die „Acker-Omis“. Bisher ohne gezielte Ansprache und Angebot ist hier bereits ein erster generationsübergreifender Begegnungsraum entstanden – perspektivisch möchten wir dies bundesweit skalieren und so speziell im ländlichen Raum ein Angebot für Begegnung, Austausch und gelebte Nachbarschaft schaffen.

Hierfür nutzen wir unsere Expertise zum Thema Bildungsarbeit, Ehrenamts- und Fortbildungsmanagement und vernetzen uns mit zielgruppenrelevanten Partner*innen auf bundesweiter sowie regionaler Ebene (z.B. der BAGSO) sowie Vereinen und Verbänden im ländlichen Raum (z.B. dem Landfrauen Verband). 2018 wurde die GemüseAckerdemie an über 280 Bildungseinrichtungen durchgeführt – sowohl in städtischen als auch in ländlichen Regionen – und die Nachfrage steigt. Die teilnehmenden Pädagog*innen tragen die Begeisterung an Kolleg*innen anderer Lernorte weiter und animieren dadurch zum Nachahmen.

Gleichzeitig erweitern wir laufend unser Netzwerk, das neben den involvierten Schulen, Kitas und Gärtnereien ebenso politische und zivilgesellschaftliche Akteure auf Bundes- und regionaler Ebene einschließt. Durch die Zusammenarbeit mit Multiplikator*innen der Teilnahme an Informations- und Netzwerkveranstaltungen sowie einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit, bei der wir ebenfalls auf die Zielgruppen-Expertise unserer Netzwerkpartner*innen aufbauen, erreichen wir eine breite Öffentlichkeit.
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Wo können sich Menschen generationsübergreifend begegnen, wenn durch die Landflucht Infrastrukturen zurückgebaut werden? Wie kann man in Anbetracht der alternden Gesellschaft und der Alterseinsamkeit in ländlichen Regionen Menschen auch im Alter physisch und psychisch fit halten? Wie kann man eine Generation, die ohne digitale Medien aufgewachsen ist, einbeziehen anstatt sie abzuhängen?

Das sind die wesentlichen Herausforderungen, für die wir mit unserer Idee der Konzepterweiterung der GemüseAckerdemie eine innovative Lösung gefunden haben.

Die GemüseAckerdemie ist das erste skalierbare Bildungsangebot, welches durch die enge, ganzjährige Betreuung, Fortbildungen und professionelle Organisation Pädagog*innen dazu befähigt, einen gut funktionierenden, langfristigen und ertragreichen naturnahen Lernort zu schaffen. Bei den wöchentlichen Ackerstunden werden die Pädagog*innen von ehrenamtlichen AckerMentor*innen unterstützt. Von April bis Oktober bauen die Kinder und Jugendlichen auf ihrem eigenen Schul- bzw. KitaAcker unter fachlicher und pädagogischer Anleitung bis zu 25 verschiedene Gemüsearten an. Im restlichen Jahr eignen sie sich anhand von vielfältigen Bildungsmaterialien ein umfangreiches Wissen über globale Wertschöpfungsketten an. So beschäftigen sich Kinder, Mentor*innen und Pädagog*innen das Jahr über 80-100 Stunden intensiv sowohl theoretisch als auch praktisch mit dem Thema, was die Voraussetzung für ein lebenslanges Umsetzen des erworbenen Wissens darstellt.

Um psychische und physische Gesundheitsprobleme vorzubeugen, sind ein lebenslanges Lernen, regelmäßige Bewegung sowie soziale Kontakte im Alltag nachweislich förderlich. Durch die Einbindung von Senior*innen als AckerMentor*innen findet ein generationsübergreifender Austausch auf fachlicher und sozialer Ebene statt. Der Acker wirkt dabei als gesundheitsfördernder und naturnaher Lernort mit generationsübergreifenden Begegnungen, durch die der Zusammenhalt gestärkt und ländliche Regionen attraktiver werden. BNE wird zum Thema, das Generationen verbindet.

Die Entwicklung der Konzepterweiterung findet in enger Verzahnung mit Senior*innen und Netzwerkpartner*innen statt, sodass in Workshops interdisziplinär, generationsübergreifend und methodisch vielfältig Ideen erarbeitet und erprobt werden können. Dabei wird gezielt auch auf die Einbindung von digitalen Anwendungen und Methoden eingegangen.
Wer sind wir?
Ackerdemia e. V. wurde 2014 gegründet, um die Wertschätzung für Natur und Lebensmittel in der Bevölkerung zu steigern und der Naturentfremdung entgegen zu wirken. Um dies zu erreichen, schafft Ackerdemia mit den Bildungsprogrammen GemüseAckerdemie und GemüseKlasse Zugang zu Wissen über die Zusammenhänge der Lebensmittelproduktion und macht diese erlebbar.

Hinter Ackerdemia steht ein großartiges Team aus Bildungsenthusiast*innen, Landwirtschaftsexpert*innen und Organisationstalenten, die mit Leidenschaft an der Verwirklichung unserer Vision arbeiten: Für eine Gesellschaft, die weiß, was sie is(s)t.

Durch die dezentralen Teamstrukturen mit Büros in verschiedenen Bundesländern ist es möglich, Lern-& Begegnungsorte in ganz Deutschland ins Leben zu rufen und das Konzept zu skalieren. 2018 haben bereits über 300 Bildungseinrichtungen mit uns geackert. Mit der beantragten Konzepterweiterung sollen nun gezielt ländlichen Lernorte angesprochen werden.
Laufzeit der Förderung
12 Monate
Höhe der Förderung
49 941,40 EUR

Nachhaltigkeitsziele

  • SDG 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wider­stands­fähig und nachhaltig gestalten
  • SDG 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden
  • SDG 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr wohlergehen fördern
  • SDG 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten Lebenslangen Lernens für alle fördern