LüDiA - Lüchow-Dannenberg im Aufbruch: Aktion Zukunftsmacher

Bild 1: Zusammenarbeit der 5 Sektoren für soz. Innovation Bild 2: Skizze des Ablaufplans

Weitersagen

Land schreibt Zukunft

Landkreis Lüchow-Dannenberg c/o Wirtschaftsförderung Lüchow-Dannenberg

29439 Lüchow (Wendland), Niedersachsen

Der zukunftsfähige ländliche Raum braucht Soziale Innovationen. Wir machen uns in Lüchow-Dannenberg auf den Weg und initiieren dafür in einem aufregenden Prozess eine stabile Unterstützungsstruktur.

Worum geht es?
Lüchow-Dannenberg ist strukturschwach, ländlich geprägt und sehr dünn besiedelt. Der Landkreis hat mit den Folgen der demografischen Entwicklung sowie mit typischen Herausforderungen der regionalen Wirtschaftsentwicklung, der lokalen Versorgung sowie der Mobilität/Erreichbarkeit zu kämpfen. Wo sich durch Kosteneinsparungen der öffentliche Sektor zurückzieht, bedarf es andere Gesellschaftsinnovator*innen, die das Potenzial der Region sehen und sich engagieren möchten. Gefragt sind dabei nicht vordergründig technische, sondern soziale Innovationen, die die Alltagskultur durch eine Neukonfiguration sozialer Praktiken positiv verändern möchten. Dieses Bestreben trifft die verschiedenen Nachhaltigkeitssäulen im Querschnitt, da Praktiken des Regierens, Organisierens, Versorgens, Konsumierens oder auch der Partnerschaften betroffen sein können. Die Wirtschaftsförderung erkennt den Wert von sozialen Innovationen, jedoch auch das Fehlen einer langfristigen Perspektive für viele Projekte. Dabei spielen für die vielen guten Ideen die Unsicherheit des Ehrenamtes als auch Finanzierungsmöglichkeiten eine große Rolle.

Für diesen Antrag haben wir uns mit dem gemeinnützigen Bildungsunternehmen Hilfswerft zusammengetan und sehen es als Chance, dass die Bremer Organisation mit einem frischen Blick und unvoreingenommen wirken kann. Unsere gemeinsame Mission für Lüchow-Dannenberg ist die Stärkung des regionalen Ökosystems für Soziale Innovationen. So sollen Unterstützungsstrukturen initiiert werden, die eine dauerhafte Umsetzung des sozialen Wandels gewährleisten. Dabei sensibilisieren die Projektpartner für das Thema Social Entrepreneurship, das mit unternehmerischen Ansätzen versucht, die gesellschaftlichen Herausforderungen (Sustainable Development Goals) unserer Zeit anzugehen. Als Grundlage dient die Aktion Zukunftsmacher, die an das Format „Helden der Heimat“ angelehnt ist und einen professionellen Engagement-Wettbewerb darstellt, der bereits in anderen Regionen erfolgreich erprobt wurde. Dieses Instrument hat sich bewährt, da so am effektivsten die Zivilgesellschaft auf den Anlass aufmerksam gemacht werden kann.

Wir möchten nun einen Schritt weiter gehen. Orientiert am Quadruple Helix Ansatz, ist es unser Ziel, Akteur*innen aus dem Bereich Verwaltung/Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenzubringen, um Soziale Innovationen tatsächlich erfolgreich umsetzen zu können. Dafür wird das Konzept nach dem Schweden Fredrik Björk mit einem fünften Strang, dem Social Entrepreneurship Sektor als verbindendes Element, zu einer Penta Helix erweitert. Wie die Stränge einer DNA gibt deren Zusammenarbeit und Verschränkung eine notwendige Grundlage für das „Leben“ der Projekte (siehe Abbildung).

Zunächst werden auf einer Wettbewerbs-Plattform die aktuellen Herausforderungen der Region mit Hilfe der Öffentlichkeit gesammelt und nach ihrer Priorität bewertet. Das Ergebnis gibt die Themenschwerpunkte vor, für die im zweiten Schritt Ideen für Soziale Innovationen gesucht werden. Dabei kann es sich sowohl um neue, als auch bestehende Konzepte handeln, die nicht nur aus der Region kommen müssen. Ein begleitender Kreativitätsworkshop dient als Gelegenheit, um neue Ideenkonstellationen zu bilden. In der dritten Phase wird das Umsetzungspotenzial evaluiert. Wieder bereitet ein Workshop darauf vor. Expert*innen sollen als Mentor*innen im weiteren Verlauf unterstützen. Die Projekte können sich dann auf der Wettbewerbsseite präsentieren. Ein Online-Voting wie auch eine Jury bestimmen die besten Projekte. Für die Gewinner gibt es eine Preisverleihung, zu der gezielt potenzielle Kooperationspartner*innen eingeladen werden. In der letzten Phase wird schließlich die weitere Zusammenarbeit der Projekte mit den neuen Interessent*innen verfestigt. Angelehnt an den Collective Action Ansatz wird eine gemeinsame Wirkungsstrategie initiiert. Die Wirtschaftsförderung und weitere Akteur*innen vor Ort stehen auch über die Förderperiode hinaus als Ansprechpartner*innen zur Verfügung.
Was sind unsere Ziele?
Zahlreiche Ziele können für das vorliegende Ziel genannt werden. Nicht alle davon können mit quantitativen Daten evaluiert werden. In diesen Fällen werden qualitative Informationen einbezogen.

Aufklärung über die Herausforderung des ländlichen Raums und der Kraft Sozialer Innovationen:
• Besucher*innen der Webseite (1/5 der Bevölkerung: 10.000 Visits)
• Abgegebene Herausforderungen und Stimmen (1.000 Interaktionen)
• Örtliche Berichterstattung (in jeder der 5 Phasen mind. eine Berichterstattung; 1 Medienpartner finden)
• Beiträge für den Wirkungsort von außerhalb des Landkreises (mind. 5 Projekte/Ideen)
• Beiträge für den Wirkungsort aus dem Landkreis selbst (mind. 15 Projekte/Ideen)
• Umfrage nach dem Wettbewerb (75 % Zustimmung bei „Ich verstehe nun das Themengebiet Soziale Innovationen besser“)

Aktivierung als Gesellschaftsinnovator*innen:
• Teilnehmende beim ersten Workshop (mind. 30)
• Anzahl der ausgefüllten Projekt Canvas (mind. 20)

Kompetenzerweiterung vorhandener Gesellschaftsinnovator*innen:
• Ehrenamtliches Engagement unabhängiger machen durch Perspektive Social Entrepreneurship (Insgesamt Teilnehmendenzahlen bei Workshops: mind. 60)
• Betreuung durch Mentor*innen (jedes Projekt, welches sich eine*n Mentor*in wünscht, erhält eine*n)

Zukunftsperspektive für Soziale Innovationen vor Ort schaffen:
• Höhe der zusätzlich eingeworbenen externen Unterstützungsleistungen (z.B. für Preisgelder oder Veranstaltungen; Geld/Sachleistungen im Wert von mind. 5000 €)
• Akteur*innen aus dem Bereich Unternehmen bei der Preisverleihung (mind. 20)
• Initiierung einer gemeinsamen Wirkungsstrategie für die Gewinnerprojekte (Gemeinsame Agenda, gemeinsame Wirkungsmessungssysteme, sich gegenseitig stärkende Aktivitäten, kontinuierliche Kommunikation und Unterstützungsorganisationen)
Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
regionale Akteure
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
Unterstützungsstrukturen für Soziale Innovationen sind hochgradig vom regionalen Kontext abhängig. Dies berücksichtigen wir sowohl bei der Konzeptionalisierung des Wettbewerbes, als auch bei der Durchführung und dem Ziel des langfristigen Effektes.

Für den ersten Aspekt steht beispielsweise die Nutzung der ermittelten SWOT-Analyse von LEADER und die Orientierung an den aufgestellten Handlungsfeldern (Vielfalt zwischen Jung und Alt, Wirtschaft zwischen Tradition und Innovation, Landschaft zwischen Schutz und Nutzung). Die Zivilgesellschaft bringt sich durch die Bewertung der Herausforderungen als auch durch vorhandenen oder neuen Ideen ein. Vor allem ihr kommen die Workshops zu Gute und lassen ihre Kompetenzen in Richtung Social Entrepreneurship erweitern. Weitere Akteur*innen sind für ein optionales Mentoring als auch für die Initiierung langfristiger Kooperationen einzubinden.

Die Wirtschaftsförderung hat beispielsweise Erfahrung in der Kooperation mit der nahen Leuphana Universität Lüneburg, mit der das Projekt Landwerkstatt entstanden ist. Dessen Ziel der betriebswirtschaftlichen Befähigung von z.B. Handwerker*innen kann auch den Wettbewerbsprojekten zugutekommen. Auch mit der Grünen Werkstatt steht die Wirtschaftsförderung in Kontakt; ihre Erfahrung in der kreativen Projektarbeit dürfte ebenfalls ein Gewinn sein. Die Jury und die Preisverleihung ist der letzte Hebel, um andere Sektoren für die Projekte zu sensibilisieren. Um die Organisationsstruktur schlank und unbürokratisch zu halten, soll das Kernteam jedoch aus der Wirtschaftsförderung (Landkreis) und der Hilfswerft bestehen.

Zur weiteren Bekanntmachung des Wettbewerbes werden die örtlichen Medien genutzt. Diese können beispielsweise die Finalist*innen begleiten. Letztere werden auch dazu motiviert, eigene Öffentlichkeitsarbeit in ihrem Sinne zu machen. Ein Multiplikator*innentreffen innerhalb der ersten Phase gewährleistet das Erreichen relevanter Akteur*innen vor Ort. Durch das hohe kulturelle und künstlerische Potenzial im Landkreis Lüchow-Dannenberg steht in Aussicht, auch diese Akteur*innen bei der Öffentlichkeitsarbeit einzubinden. So wird allein durch die Existenz des Wettbewerbes dazu angeregt, die Beziehung der Einwohner*innen zu ihrem kulturellen und natürlichen Lebensumfeld in neuem und eigenständigem Licht zu sehen.
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Der Anspruch des Projektes liegt im innovativen Prozess, nicht (nur) Leuchtturmprojekte zu unterstützen, sondern die Unterstützungsstruktur selbst zu stärken. Diese Fokussierung auf das Ökosystem konnte so noch nicht beobachtet werden. Klassische Ideenwettbewerbe, welche das bürgerschaftliche Engagement unterstützen möchten, hören meist nach der Siegersuche auf. Preisgelder werden vergeben, dann werden die Akteur*innen dem eigenen Schicksal überlassen.

Das vorliegende Projekt geht ganz klar darüber hinaus. Zunächst möchte es die Projekte durch den Social Entrepreneurship Ansatz zu mehr Eigenständigkeit animieren. Da nach Sozialen Innovationen gefahndet wird, soll sich auch eine andere Art von Projekten melden, als die klassische Vereinsarbeit. Da der Wirkungsort als Teilnahmebedingung entscheidend ist, sind auch Projekte aus anderen Orten Deutschlands willkommen. Dadurch wird der Projekttransfer erleichtert. Die Hilfswerft kann hier durch exzellente Kontakte in die Social Entrepreneurship Szene die Aufmerksamkeit spannender Projekte auf Lüchow-Dannenberg ziehen.

Auch die fehlende Einbindung der Zivilgesellschaft wird oft moniert, was jedoch durch Multiplikator*innentreffen, Workshops und Online-Voting auf dieses Konzept nicht zutrifft.

Der Berliner Sozialwissenschaftler Steffen Kröhnert äußerte sich schon 2011 in Lüchow, dass in die Regionen viele Fördermittel etwa der EU oder des Bundes fließen würden, diese jedoch am Ende der Förderperiode häufig folgenlos blieben. Hier greift die Initiierung der Collective Action, welche mit belastbaren Wirkungsmechanismen und -messungen einen langfristigen Prozess anstoßen.

Für die Wirtschaftsförderung und die Hilfswerft ist die Zusammenarbeit des Weiteren auch als ein neues Experiment zu verstehen, da weder so tiefgreifend, noch mit einem öffentlichen Akteur zu mehr Sozialen Innovationen aufgerufen wurde. Gemeinsam soll der Beweis angetreten werden, dass dieses strategischere Vorgehen einen großen Nutzen für die Region Lüchow-Dannenberg stiftet und damit auch als Best Practice in weiteren Regionen nachgeahmt werden kann.
Wer sind wir?
Der Landkreis Lüchow-Dannenberg liegt im nordöstlichen Niedersachsen – zentral zwischen den Metropolen Hamburg, Berlin und Hannover. Er umfasst eine Fläche von circa 1.220 Quadratkilometern und gliedert sich in drei Samtgemeinden, in denen insgesamt rund 48.357 Einwohner*innen (Stand: 31.12.2017) leben. Die Kreisverwaltung ist im einzigen Mittelzentrum des Landkreises, der Stadt Lüchow, angesiedelt. Mit 40 Einwohnerinnen und Einwohnern pro Quadratkilometer ist der Landkreis einer der am dünnsten besiedelten Landkreise Westdeutschlands.

Für die Umsetzung des geplanten Projektes werden die Wirtschaftsförderung Lüchow-Dannenberg, die durch die Süderelbe AG wahrgenommen wird, gemeinsam mit der Hilfswerft aus Bremen zuständig sein.
Laufzeit der Förderung
7 Monate
Höhe der Förderung
49 795,20 EUR

Nachhaltigkeitsziele

  • SDG 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wider­stands­fähig und nachhaltig gestalten
  • SDG 17: Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen
  • SDG 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten Lebenslangen Lernens für alle fördern