Eat Me Up! Eine virtuelle Genussreise durch Raum und Zeit

Bild 1: Beispielhafter Leutkircher Ernährungsstadtplan

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Land schreibt Zukunft

Große Kreisstadt Leutkirch im Allgäu

88299 Leutkirch, Baden-Württemberg

www.leutkirch.de

Die App Eat Me Up! ermöglicht virtuelle Reisen durch Raum & Zeit des Ernährungssystems. Ob Betriebsführungen im Hier & Jetzt oder Zeitreisen in die Vergangenheit, im Wissen über historische sowie über gegenwärtige Entwicklungen liegt die Grundlage für Nachhaltigkeit.

Worum geht es?
Der Bereich der Ernährung hat in Deutschland neben Mobilität und Energie den größten Anteil am ökologischen Fußabdruck pro Kopf. Während jedoch in letztgenannten Bereichen vielfältige Maßnahmen zur Reduktion ökologischer Auswirkungen auf kommunaler Ebene vorhanden sind, gestaltet sich dies bezüglich Ernährungsfragen bisher überschaubar. Die Ernährungsmuster vieler Menschen sind jedoch oft nur in geringem Maße nachhaltig, da zu wenig Wissen über nachhaltige Konsummöglichkeiten vorhanden ist. Doch gerade in diesem Bereich mit seinem stark alltäglichen und lebensweltlichen Bezug ist vielfältiges Gestaltungspotential vorhanden. Ansatzpunkte zur Förderung nachhaltiger Ernährungsgewohnheiten begründen sich nicht nur über die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks. Sie haben auch positive Wirkung auf lokale Wertschöpfungsprozesse und über Quervernetzungen auf die Bereiche Gesundheit, Verkehr, Energie und Tourismus.

Das Projekt ‚Eat Me Up!‘ sieht die Erarbeitung einer 360° Virtual Reality (VR) App für die Stadt Leutkirch vor. Dabei sollen ortsansässige landwirtschaftliche Erzeuger*innen, Lebensmittelhandwerksbetriebe, Gastronom*innen und ernährungsrelevante bürgerschaftliche Projekte mit einem Punkt sowie Namen und Betriebsart auf einer virtuellen Karte aufgeführt werden. Durch Anklicken des jeweiligen blauen Punktes auf der Karte, wechselt die Betrachterin oder der Betrachter zum jeweiligen Betrieb oder Projekt. Hier erscheint wiederum ein attraktiv aufbereitetes 360° Video, indem sich der Betrieb oder das Projekt in einem kurzen Clip vorstellt. Hierdurch können die Betriebe und Projekte in einem virtuellen Rundgang erlebt werden. Die Nutzer*innen werden aktiv eingeladen, sich weiter mit dem Betrieb oder dem Projekt auseinanderzusetzen, beispielsweise durch die Verlinkung zur Homepage oder Hinweise auf Aktionen und Veranstaltungen. Die erarbeitete Karte kann in der App mit einer Cardboard-Brille, einer GearVR, einer Oculus Rift oder Oculus go betrachtet werden. Die Web-Variante kann entweder mit der Maus am PC oder mit Bewegungssteuerung am Handy navigiert werden. Die beteiligten Betriebe sollen im Vorhinein z. B. über einen Workshop aktiv einbezogen werden, um auch langfristig Akzeptanz und Nutzen im Projektgebiet zu erreichen.

Als weitere Komponente soll die App wissenswerte Inhalte über die historische Entwicklung des lokalen Ernährungssystems vermitteln. Dabei soll der thematische Fokus auf Veränderungen der Produktion, Verarbeitung und Versorgung sowie lokaler Ernährungsgewohnheiten liegen. Mit Hilfe von Text und Bildinhalten (u. a. Zeitzeug*innen, Rezepte, Augmented Reality, etc.) sollen Zeitreisen in die vergangenen 70 Jahre des Leutkircher Ernährungssystems ermöglich werden.

Die Stadt Leutkirch bietet mit ihrer stark ländlich geprägten Gemarkungsfläche eine hervorragende Ausgangssituation für die Durchführung des beschriebenen Projekts. Mit rund 175 km² ist sie eine stark landwirtschaftlich geprägte Flächengemeinde. Leutkirch verfügt über eine verhältnismäßig große Zahl landwirtschaftlicher Betriebe (268 Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb), wovon rund 50 Bio-Betriebe sind. In Leutkirch gibt es zudem bürgerschaftliche Projekte der Regionalvermarktung, ein Betriebsrestaurant mit Bio-Angebot, eine Bio-Brauerei, -Käserei sowie vielfältige Hofläden und Direktvermarkter*innen. Dennoch ist in der Region ein Rückgang an Verarbeitungsbetrieben festzustellen. Das Projekt strebt eine stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung sowie touristischer Besucher*innen für regionale und saisonale Produkte an. So sollen lokale Verarbeitungs- und Produktionsstrukturen und ihre Absatzmärkte gefördert und auch die Vernetzung zwischen diesbezüglichen Betrieben und Projekten gestärkt werden.
Was sind unsere Ziele?
Zur Messung des Nachweises der Wirksamkeit des Projektes werden den Zielen qualitative und quantitative Informationen zu den erwarteten Ergebnissen in Form von Indikatoren zugeordnet. Diese werden auf verschiedenen Ebenen erhoben und können für eine ergebnisbezogene Berichterstattung verwendet werden.

Ziel 1: Ein passgenaues Projektumsetzungskonzept ist erarbeitet, in Kooperation mit lokalen Projektpartner*innen aus den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittelhandwerk und Gastronomie sowie mit Einbettung der Ergebnisse zur historischen Entwicklung; Indikator: Zahl der erarbeiteten Umsetzungskonzepte; Zielgröße: 1; Termin: 31.08.2019

Ziel 2: Die Erfassung und Auswahl geeigneter Betriebe und Projekte in Zusammenarbeit mit regionalen Partner*innen ist erfolgt; Indikator: Zahl der Betriebe und Projekte; Zielgröße: 12-14; Termin: 31.08.2019

Ziel 3: Die Erarbeitung von betriebsspezifischen „Stories“ mit Produktangebot und Videoclips in Zusammenarbeit mit den einzelnen Betrieben bzw. Projektträgern ist erfolgt; Indikator: Zahl der individuellen Stories; Zielgröße: 12-14; Termin: 15.10.2019

Ziel 4: Die Einbettung der Ergebnisse zur historischen Entwicklung des Ernährungssystems: Veränderung der Betriebszahlen, 3 ‚Zeitreisen‘ in die Jahrzehnte 1950, 1970 und 1990 ist geschehen; Indikator: Zahl der konzipierten Zeitreisen; Zielgröße: 3-4; Termin: 15.10.2019

Ziel 5: Die App wurde technisch entwickelt, erarbeitet und umgesetzt; Indikator: Zahl der erstellten Apps; Zielgröße: 1; Termin: 31.01.2020

Ziel 6: Die Anschaffung und Verteilung von VR-Brillen mit der erstellten und installierten App ist in den Zielgruppenbereichen erfolgt: kostenfreie Leihbasis an Schulen, Touristinfo Innenstadt und -Center Parcs Allgäu (Die Brillen bleiben im Eigentum des Projektträgers und werden lediglich verliehen); Indikator: Zahl der angeschafften und verteilten VR-Brillen; Zielgröße: 30; Termin: 15.02.2020
Ziel 7: Die Öffentlichkeits- und Pressearbeit zum Projekt und dem zuständigen Träger erfolgt kontinuierlich und zielgerichtet; Indikator: Zahl der erschienenen Publikationen und Veröffentlichungen (Zeitung, Magazine, Broschüren, Online, etc.); Zielgröße: 80; Termin: 31.05.2020

Ziel 8: Die Wahrnehmung der Bürgerschaft sowie der Besucher*innen der Stadt bzgl. des regionalen Ernährungssystems ist gestärkt und nachhaltig gesichert; Indikator: Zahl der App-Nutzungen über alle Endgeräte; Zielgröße: 8000; Termin: 31.05.2020

Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
Generation 70+,
Kinder/Jugendliche,
Medien,
regionale Akteure
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
Die Stadt Leutkirch im Allgäu war in den vergangenen drei Jahren neben der Stadt Waldkirch zentraler Projektpartner des BMBF-geförderten, transdisziplinären Forschungsprojekt KERNiG (www.leutkirch.de/kernig). In dieser Zeit beschäftigten sich Akteur*innen aus Bürgerschaft, Wirtschaft, Politik und der Verwaltung intensiv mit dem Thema nachhaltige Ernährung. Daraus ergeben sich u. a. wichtige Multiplikationspotentiale über weitreichende Netzwerke, wie beispielsweise zum Deutschen Städte- und Gemeindebund und zum Städtetag Baden-Württemberg sowie zum Gemeindetag Baden-Württemberg.

Grundsätzliche Multiplikationswirkung ergibt sich zudem daraus, dass vorhandene Projekte bzgl. nachhaltiger Ernährung bisher vor allem auf Großstädte begrenzt sind. Jedoch bildet die Kategorie der „kleineren Mittelstädte mit Zentrum (20.000 bis 49.999 Einwohner)“ mit 18,4 % der Gesamtbevölkerung gleichzeitig die größte Gruppe innerhalb der Klassifikationen von Stadt- und Gemeindetypen in Deutschland. Rund 65% der deutschen Bevölkerung leben in Raumeinheiten mit weniger als 50.000 Einwohner*innen. Die Stadt Leutkirch im Allgäu und ihre Teilorte mit rund 23.000 Einwohner*innen repräsentieren somit die Lebensrealität vieler Bürger*innen in Deutschland. Sie bietet damit eine hervorragende Plattform, um innovative Nachhaltigkeits-Projekte zu initiieren und später zu multiplizieren.

Das Projekt ‚Eat Me Up!‘ soll in eine bunte und vielfältige Akteurslandschaft integriert werden. Durch vorherige Projekte besteht in Leutkirch und Umgebung bereits ein hohes Maß an Sensibilisierung für das Themenfeld der Nachhaltigkeit.

Zum jetzigen Zeitpunkt haben bereits inhaltliche Gespräche zur Projektidee mit verschiedenen Akteur*innen aus der Kommune und Region stattgefunden: LandFrauenverband Württembergisches Allgäu (Ortsgruppe Leutkirch), Allgäuer Genussmanufaktur (www.allgaeuer-genussmanufaktur.de), Allgäuer Genusstour (www.allgaeuer-genusstour.de), Digitales ZukunftsZentrum Allgäu-Oberschwaben (www.digitales-zukunftszentrum.de/), Bio-Musterregion Landkreis Ravensburg, KERNiG-Gesamtprojekt, KERNiG-Teilprojekt Marktintegration (Universität Freiburg). Bei erfolgreicher Einreichung können u. a. von diesen Absichtserklärungen eingeholt werden. Durch eine weitere Vernetzung der ansässigen Akteur*innen und Multiplikator*innen sowie die Nutzung ihrer Kanäle für Öffentlichkeitsarbeit kann das Projekt und die daraus entstehenden Effekte nachhaltig in der Region verankert und abgesichert werden.
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Die Möglichkeiten der digitalen Transformation bieten neue und innovative Schnittstellen, die beispielsweise landwirtschaftliche Betriebe virtuell vom Land in die Stadt bringen. Mithilfe digitaler Vernetzung entsteht so ein Verbund von Erzeuger*innen, Verarbeiter*innen, Anbieter*innen und Endkund*innen. Letztere haben in verschiedenen öffentlichen Gebäuden Zugriff auf VR-Brillen (z.B. Bürgerbüro, Tourist-Info, Stadtbibliothek, Schulen etc.), wodurch ein niederschwelliger Zugang zu innovativer Technik geschaffen werden soll. Darüber hinaus findet sich die App eingebettet auf der Homepage der Stadt Leutkirch und ist anwählbar mit PC sowie Smartphone.

Die Brillen und die VR-App können auch im Unterricht in Schulen zum Einsatz kommen (z. B. Biologie, Geographie, Wirtschaftskunde, BNE). Es entstehen so innovative virtuelle Lernorte, welche sehr anschaulich über die Agrar- und Wirtschaftsstruktur sowie über nachhaltige Ernährung informieren. Zudem vermitteln die virtuellen Reisen zu ortsansässigen Betrieben praktische Einblicke in Berufsfelder des Nahrungsmittelbereichs. So können interessierte Schüler*innen für Lehrberufe in der Landwirtschaft, dem Lebensmittelhandwerk oder der Gastronomie begeistert werden.

Neben Einheimischen sollen aber auch Tourist*innen über das Angebot in der Region informiert werden. Hierfür sollen VR-Brillen an beiden Touristinfos der Stadt positioniert werden (Innenstadt und Center Parks Allgäu). Seit der Eröffnung des Center Parcs Allgäu im Herbst 2018, ca. 6km vom Stadtkern entfernt, besteht mit mehr als 1 Mio. Übernachtungen pro Jahr durchaus großes Potential für innovative Nachhaltigkeitsprojekte im Bereich Tourismus.

Das Projekt ‚Eat Me Up!‘ will mit virtuellen Welten und einem attraktiven Storytelling dazu animieren, individuelle Konsummuster zu reflektieren. Hierbei wird bewusst auf die Logik von Instrumenten des Standortmarketings für ortsansässige Betriebe der Ernährungsbranche zurückgegriffen. Aufgrund zunehmender Bürokratie und Regelungstiefe haben diese, aber auch Projekte bürgerschaftlichen Engagements, immer weniger Ressourcen, z. B. für Vermarktungstätigkeiten. Die Existenz regional ansässiger Marktakteure und Projekte gilt jedoch als zentrale Voraussetzung für die Vermarktung regional produzierter Erzeugnisse. Ein virtueller Ernährungsstadtplan stärkt die Wahrnehmung für das regional verfügbare, nachhaltige Ernährungsangebot. Zusätzlich forciert das Projekt eine verbesserte Vernetzung ernährungsrelevanter Akteure untereinander.
Wer sind wir?
Leutkirch im Allgäu ist eine große Kreisstadt mit rund 23.000 Einwohner*innen. Seit Mitte der 1990er Jahren beschäftigt sich die Stadt mit Themen der nachhaltigen Entwicklung. Der Umwelt- und Naturschutz, die Nutzung von erneuerbaren Energien und eine nachhaltige Stadtentwicklung sind in Leutkirch damit schon lange als Querschnittaufgaben verantwortungsvollen Handelns erkannt worden. In den vergangenen Jahren wurden bereits Aktivitäten für die nachhaltige Entwicklung unternommen, wie im Energiebereich zur Steigerung des Klimaschutzes. Seit drei Jahren beschäftigt sich die Stadt Leutkirch im Rahmen des KERNiG-Projekts mit der nachhaltigen Gestaltung des kommunalen Ernährungssystems. Die antragstellende Organisationseinheit innerhalb der Verwaltung ist der Fachbereich 41 „Stadtplanung, Natur, Umwelt“. In der Projektumsetzung können zudem der Fachbereich 13 „Tagesbetreuung, Schulen, Kindergärten, Sport“ und der Fachbereich 14 „Tourismus, Freibad, Kultur, Hallenmanagement“ einbezogen werden.
Laufzeit der Förderung
12 Monate
Höhe der Förderung
44 000,00 EUR

Nachhaltigkeitsziele

  • SDG 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wider­stands­fähig und nachhaltig gestalten
  • SDG 12: Nachhaltige Konsum- und Produktions­muster sicherstellen
  • SDG 2: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern