Freiräumen

Bild 1: Fotografieprojekt München Bild 2: Kunstprojekt München Bild 3: Pausenhofgestaltung Bild 4: Projekt Bauhütte Bild 5: Bau Großskultpuren Bild 6: Bau einer begehbaren Spirale Bild 7: Baumskulptur Bild 8: Jugendkunstschultag _Rosenheim Performance Bild 9: Jugendkunstschultag_Rosenheim Performance Bild 10: Jugendkunstschultag_Rosenheim Bild 11: Jugendkunstschultag_Rosenheim Bild 12: Wunsiedel ist bunt Bild 13: Internationale Wandmalerei Oberpfalz Bild 14: Plätz für die Phantasie

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Kultur + Nachhaltigkeit = Heimat

Landesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen Bayern e.V. (LJKE Bayern)

96047 Bamberg , Bayern

www.ljke-bayern.de

Bücher im Regal statt Tütensuppen. Theater im Parkhaus statt parkender Autos. Fantasiegarten statt Asphaltflächen. Skulpturen neben Mülleimern statt Müll im ganzen Park. Umnutzen statt wegwerfen. Aneignen statt wegschauen. Dialog statt Anklage.

Worum geht es?
Theoretische Überlegungen:
Wir räumen öffentliche Plätze/Flächen/Orte frei, die im Widerspruch zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft stehen könnten, und geben Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, diese kreativ umzunutzen und sich dadurch auch zueigen zu machen. Durch die selbstbewusste ästhetische Transformation des öffentlichen Raums werden Identifikations-, Reflexions- und Bildungsprozesse angestoßen: Die Teilnehmenden erleben sich als Mitgestaltende ihres Lebensumfelds, als Produzierende von Kunst & Kultur, Werken & Werten, Sinn & Unsinn, als wichtige Akteur*innen der (Stadt-)Gesellschaft. Da Wandlungsprozesse groß und gemeinsam gedacht werden müssen, soll an acht verschiedenen Orten in ganz Bayern – in urbanen Zentren wie in ländlichen Gebieten – freigeräumt werden.

Praktische Umsetzung:
Die maßgeblich von den Kindern und Jugendlichen selbst gestalteten Projekte werden jeweils von einem lokalen Bündnis aus im LJKE organisierten Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen sowie Organisationen des Umwelt- bzw. Naturschutzes begleitet.

Ablauf:
1. Informieren & diskutieren
• Zusammen mit Kooperationspartner*innen aus dem Bereich des Natur- bzw. Umweltschutzes Plätze/Flächen/Orte im eigenen Lebensraum identifizieren, die im Widerspruch zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft stehen könnten.
• Neue Perspektiven auf diese ausprobieren und einnehmen.

2. Raum suchen & „freiräumen“ :
• Einen Raum suchen und gemeinsam freiräumen.
• Ideen entwickeln, sich auseinandersetzen: Genehmigungen einholen, Unterstützer*innen finden (z.B. Parkhaus sperren, Werbefläche weiß übermalen, Strom abschalten)

3. Kreativ umnutzen & aneignen
• Den entstandenen Freiraum zusammen mit Kooperationspartner*innen aus der Kultur für eine bestimmte Zeit kreativ füllen und verändern (z.B. Straßenmusik statt Straßenverkehr auf einer Verkehrsinsel, aus den Wegwerfwaren einer Bäckerei wird am Ende des Tages ein Soli-Semmelknödelfest)

4. Weiterdenken & „nachhalten“
• Gemeinsam mit allen Beteiligten nach Wegen suchen, wie die temporäre Umnutzung auch langfristig Nachwirkungen entfalten, fortgeführt und verstetigt werden kann.
• Nachhaken, netzwerken und dranbleiben!

Gesellschaftlicher Kontext:
Es geht nicht darum, eindimensionale Konsumkritik zu üben oder motorisierten Individualverkehr zu despektieren. Vielmehr sollen junge Menschen dazu ermutigt und ermächtigt werden, sich zum und im öffentlichen Raum zu positionieren, ökologische und kulturelle Herausforderungen proaktiv anzugehen und somit Verantwortung für ihre Umwelt und ihre Heimat*(vgl. Innovativer Charakter) zu übernehmen.

Politischer Kontext:
Leitlinie für die Projekte ist das demokratische Prinzip der Partizipation. Die Kinder und Jugendlichen entscheiden selbst, entwickeln eigene Vorstellungen und Zukunftsvisionen. Diese Meinungsfindung und Kommunikation darüber sind zentrale Bestandteile einer gut funktionierenden Demokratie. Künstlerisch-kulturelle Gestaltungsprozesse sind ein veritables Erprobungsfeld auch für politische Mitbestimmung.

Wirtschaftlicher Kontext:
Um zukünftig nachhaltige wirtschaftliche Prozesse zu gestalten, bedarf es kreativer, phantasiereicher und inspirierender Köpfe, die durch kulturelle Selbstbildung komplexe Zusammenhänge auf unterschiedlichen Ebenen reflektieren können und bereit sind, innovative Lösungswege anzugehen. Durch das Ausprobieren in kleinen Freiräume, besteht die Möglichkeit, sich auch an die großen Fragen unserer Zeit zu wagen.

Ökologischer Kontext:
Junge Menschen setzen sich mithilfe von Expert*innen mit unserer Natur und Umwelt und somit mit einem bisweilen fast schon verlorenzugehen drohenden Teil ihrer Lebenswelt auseinander. Sie besprechen ökologisch relevante Themen und bekommen Einblick in ökonomische Zusammenhänge. So können sie gesellschaftlich dominierende Denk- und Handlungsmuster hinterfragen und eine eigene Haltung zu kultureller Nachhaltigkeit und nachhaltiger Kultur entwickeln.
Was sind unsere Ziele?
Das vorrangige Ziel von „Freiräumen“ ist, dass junge Menschen sich durch ästhetische Erfahrungen und partizipative Gestaltungsprozesse mit gesellschaftsrelevanten Themen auseinandersetzen und Verantwortung für ihre Lebens- sowie Umwelt übernehmen. Die Projekte sollen Impulse zur Reflexion und Weiterentwicklung von Denk- und Handlungsmustern geben. Anstatt mit erhobenem Zeigefinger einseitig zu kritisieren, soll mit Fantasie vielfältig diskutiert und (de-)konstruiert werden. Kultur und Natur sollen aufeinander bezogen, miteinander verknüpft und frech durcheinandergewirbelt werden.
Durch das kreative Umgestalten, Umnutzen und Aneignen von öffentlichem Raum soll die Identifikation mit dem sozialen Nahraum gestärkt und somit Bezug und Boden für ein nachhaltiges Miteinander geschaffen werden. Neben der individuellen Bezugnahme wird die Generierung öffentlicher Aufmerksamkeit sowie Achtsamkeit gegenüber unserer zu schützenden Umwelt angestrebt. Durch Betonen und Bespielen des öffentlichen Raums soll das Umdenken von Raumordnungen, Maßstäben und Mustern angeregt werden.

Ziele + Indikatoren:
• Individuelle Bildungsprozesse: Durch regelmäßige Reflexionsgespräche mit den Kindern und Jugendlichen wird die Identifikation mit dem Projekt, der heimatlichen Lebensumwelt und einer nachhaltigen Lebensweise gestärkt (vorher: Interessen & Erwartungen formulieren; währenddessen: Herausforderungen & Möglichkeiten erkennen; danach: (Lern-)Erfolge & Entwicklungsziele bewusstmachen)

• Kreativität: Durch die Vielfalt der Ansätze und Herangehensweisen in acht Teilprojekten lernen die Teilnehmenden unterschiedliche kreative Ausdrucksformen und deren technische Umsetzung kennen.

• Lokale Kooperationen: Durch die Initiierung ortsspezifischer Teilprojekte werden mindestens acht Kooperationen neu aufgebaut oder bestehende Kooperationen intensiviert.

• Lernen im Netzwerk: Durch mindestens jeweils ein Netzwerktreffen aller acht Projektgruppen während und nach der Projektphase werden Erfahrungen untereinander ausgetauscht und ortsübergreifend nutzbar gemacht.

• Miteinander: Durch eine gemeinsame Auftaktveranstaltung und mindestens einer öffentlichen und öffentlichkeitswirksamen Aktion pro Projekt werden Menschen aus unterschiedlichen Orten und Umfeldern zusammengebracht.

• Multiplikationseffekt: Verstetigung und Einbringung von Multiplikator*innen (vgl. Öffentlichkeitsarbeit)
Wer ist unsere Zielgruppe?
Erwachsene 19 – 69 Jahre,
Kinder/Jugendliche,
Politik,
regionale Akteure
Wie ist das Projekt lokal und regional verankert?
Lokal:
Ziel ist es, junge Menschen zu erreichen, mit ihnen in einen Dialog zu treten und gemeinsam kreative Prozesse des Umdenkens anzustoßen. Dieses Vorhaben wird begleitet von Kooperationen zwischen den Bereichen Kultur und Naturschutz (Klimaschutzjugendkonferenz, Klimaschutzmanagement, Transition,…). Als Multiplikator*innen fungieren Kinder und Jugendliche mit ihrer oft unverstellten Sicht auf die Welt, aber auch fachlich spezialisierte Einrichtungen, die als Experimentierräume eine gesellschaftliche Vorreiterrolle einnehmen können.

Regional:
Das Ausbauen von Kooperationen, z.B. zwischen BUND und LJKE, ist geplant. Dank dieser Zusammenschlüsse können komplexe Zusammenhänge thematisiert und gemeinsam Stellung bezogen werden. Ein Austausch von Wissen, Erfahrungen und Strukturen ist zentral für ein nachhaltiges Netzwerk. Koordiniert wird das Gesamtprojekt durch den Verband (LJKE).

Die Zivilgesellschaft und die Orte, an denen sie zusammenkommt und Zusammenleben aushandelt, sind ein zentraler Bestandteil des Projektes, da das „Freiräumen“ vor allem durch die Verortung im öffentlichen Raum und die Resonanz in der Bürgerschaft Effekte erzielt. Es bedarf also der Öffentlichkeit, der Irritation alltäglicher Abläufe und der Reaktion des Publikums, damit die Kinder und Jugendlichen überhaupt in Aktion und Dialog treten können.

Bei der Öffentlichkeitsarbeit sind neben dem Erreichen und Informieren eines breiten Bevölkerungsspektrums insbesondere die Prozessdokumentation und damit Absicherung der Übertragbarkeit und Nachhaltigkeit des Projektes wichtig.

Digitale Medien:
• Interaktive Social-Media-Präsentation (weitestgehende Gestaltung von Kindern und Jugendlichen)
• Übernahme der Funktion von Multiplikator*innen & Erreichung einer größeren Plattform
• Sicherstellung einer altersgerechten & zeitgemäßen Kommunikation

Print:
• Lokal Presse
• Intensive redaktionelle Begleitung auf Landesebene
• Abschlusspublikation (Querschnittsthema: Kultur+Natur/ Mitglieder und Mehrwert des Netzwerks über die lokale Ebene hinaus)

Veranstaltungen:
• Jedes Teilprojekt wird durch mind. eine Veranstaltung der Öffentlichkeit explizit zugänglich gemacht
• Startschuss: Bayerische Jugendkunstschultag & Klimaschutzwoche im Mai 2021 in Amberg

Übertragbarkeit:
• Filmische Dokumentation der einzelnen Aktionen (Ziel: griffig-pfiffiger Kurzfilm)
• Schriftliche Dokumentation als Handreichung
• Theoretisch-wissenschaftlicher Artikel in der Fachzeitschrift für KuBi „infodienst“
Worin liegt die Innovation unseres Projektes?
Der innovative und gleichzeitig nachhaltige Charakter des Projektes „Freiräumen“ liegt darin, dass junge Menschen darin bestärkt und begleitet werden, öffentliche Räume zu okkupieren und künstlerisch zu transformieren. Dekonstruktion (freiräumen) und Konstruktion (neugestalten) greifen ineinander, Positionen DAGEGEN gehen mit Visionen DAFÜR einher: Es wird nicht einfach pauschale Kritik geübt, sondern ein konstruktiver, ideenreicher und fantasievoller Austausch eröffnet.

Wesentlich ist auch der partizipative Ansatz des Projekts: Durch das Auseinandersetzen mit gesellschaftlich relevanten Themen, das Finden und Behaupten einer eigenen Position und schließlich das dementsprechende Ausrichten des individuellen und Annähern des kollektiven Handelns, entstehen das Gefühl von Selbstwirksamkeit und daraus wiederum Mut und Motivation, sich in weitere Mitbestimmungsprozesse einzubringen.

Die Thematisierung des Raums aus kultureller sowie ökologischer Perspektive ist außerdem ein wichtiger Weg zum Umdenken und sukzessiven Umbauen von Strukturen. Da Raumordnungen und -abgrenzungen oft unantastbar wirken, ist es von großer Bedeutung, genau hier anzusetzen und dies zu hinterfragen: Auch der bestehende Raum ist das Produkt einer permanenten Entwicklung und kann/muss an die Bedürfnisse der darin Lebenden angepasst werden. Die Projektidee orientiert sich dabei an den theoretischen Überlegungen von Prof. Dr. Martina Löw (Raumsoziologie – Spacing). Die Teilnehmenden werden zu Pionier*innen für ein verteilungsgerechtes, ressourcenschonendes, kommende Generationen mitbedenkendes und weltoffenes gesellschaftliches Miteinander.

Lasst uns anfangen, öffentlichen Raum zu recyceln, kulturelle Werte zu schöpfen und zu Zukunft aufzubereiten!

Heimat* – der Begriff der Heimat wurde um ein * erweitert, da der Begriff aktuell von rechten Gruppierungen in unseren Augen negativ besetzt wird. Wir wollen den Begriff deshalb in einen neuen Kontext setzen, welcher für eine Öffnung, Erweiterung, Hinterfragung und Veränderung steht.
Wer sind wir?
Der LJKE Bayern e.V. – Landesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen – vertritt 51 Einrichtungen mit künstlerisch-kulturellem Angebotsprofil, unterstützt deren Professionalisierung und Vernetzung und steht für den Ausbau und die Verbreitung kultureller Bildungsangebote in allen Regionen Bayerns. Der ehrenamtliche Vorstand (gewählt von der Mitgliederversammlung) vertritt und leitet den Verband nach außen (bestehend aus drei Personen). Die operativen Aufgaben werden von einer hauptamtlichen Geschäftsstelle (1,4 Stellen) umgesetzt.

Jugendkunstschulen sind außerschulische Einrichtungen kultureller Kinder- und Jugendbildung. Sie fördern die Persönlichkeitsentwicklung und gesellschaftliche Teilhabe und bieten im Sinne kommunaler Bildungslandschaften niedrigschwellige, auch spartenübergreifende Kooperationsangebote an. Jugendkunstschulen setzen Impulse zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Herausforderungen.
Laufzeit der Förderung
12 Monate
Höhe der Förderung
44 334,00 EUR

Bildquelle(n) in der Reihenfolge der Bilder: 1 - 2: Kultur & Spielraum e.V. München 3 - 7: KunstBetrieb Cham 8 - 11: LJKE e.V. 12: Stefan Frank 13: Kunstbau Weiden 14: Städtische Schule der Phantasie München

Nachhaltigkeitsziele

  • SDG 10: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
  • SDG 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, wider­stands­fähig und nachhaltig gestalten
  • SDG 17: Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen
  • SDG 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten Lebenslangen Lernens für alle fördern